Persischer Golf – Was lese ich da gestern in der Zeitung? (Wohl gemerkt in einer arabischen Zeitung, denn ich lebe schon eine ganze Weile hier am Persischen Golf.) Da besucht die deutsche Kanzlerin Frau Angela Merkel doch tatsächlich Saudi Arabien. Aha, ein weibliches Staatsoberhaupt kommt ins ölschwere und sittengestrenge Wüstenkönigreich, das in Sachen Frauen doch so einen unguten Ruf hat. Stimmt, aber man konnte auch in der arabischen Presse lesen, daß Frau Merkel es angeblich abgelehnt haben soll, bei ihrem Besuch eine islamische Kopfbedeckung zu tragen.
Wäre ja auch gelinde gesagt ziemlich überraschungsreif, wenn ein europäisches Staatsoberhaupt, noch dazu aus der Christlichen Union und aus einem Land, das sich gerade überlegt, das Kopftuch an Schulen zu verbieten, plötzlich mit Kopftuch über den Bildschirm laufen würde. Allerdings muß ich zugeben, der Gedanke hat mich schmunzeln lassen und so wie ich meine Landsleute in dieser Region kenne, würden selbst die lachen, wenn vielleicht so mancher auch vor Freude.
Doch keine Angst vor dem Protokol, auch Condolenza Rice änderte nichts an dem üblichen Kostümchen bei ihrem kürzlichen Besuch in Saudi Arabien. Selbst die saudischen Regenten haben damit wohl auch keine Probleme, solange nicht ihre Frauen auf die Idee kommen, es den hochrangigen Besucherinnen nachzumachen und in der Politik mitmischen zu wollen.
Saudi Arabien bleibt bei seinen strengen Geboten, weshalb die davon überdrüssigen Landsleute einfach nach Bahrain oder Kuwait oder den Emiraten in den Kurzurlaub reisen. Wiederrum sehr zum Ärger deren Einwohner, die sich von den betrunkenen und unsittlich austobenden Saudis äußerst gestört fühlen. Allerdings ist das ein ganz anderes Thema.
So war also zu lesen, daß Frau Merkel nach Saudi Arabien kommt, deren Namen man mit den arabischen Buchstaben Mim und Ra und Kaf und Lam schreibt. Aneinandergereiht fügen sich die Buchstaben zu folgendem Schriftlaut zusammen MiRaKaL. Und somit heisst unsere Kanzlerin auf einmal „Misses Mirakel“ oder auch Miracle, was ja bekanntlich das englische Wort für ‚Wunder‘ ist. Und das versteht hier jeder, sprechen im Golf doch so ziemlich alle Englisch. In diesen trüben Zeiten könnten wir wahrlich ein Wunder gebrauchen. Wer weiß, was unsere Kanzlerin mit ihrem Besuch bei den Saudis erreichen kann. Vielleicht bringt uns das Wunder ja Frau MiRaKel. Obwohl keiner wirklich daran glauben kann.